57th & 9th

Aug
1
2017
Uelzen, DE
Almased Arena (Uelzen OpenR)
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Sting lässt Uelzen langsam auftauen...

Wie spricht ein Weltstar wie Sting eigentlich den Ortsnamen "Uelzen" aus? Die Beantwortung dieser Frage steht auch nach seinem einzigen Open-Air-Konzert in Norddeutschland noch aus. Denn Sting nimmt am Dienstagabend das Wort Uelzen nicht in den Mund. Stattdessen begrüßt er das Publikum mit Bruchstücken der deutschen Sprache. "Guten Abend, alle", sagt der mittlerweile 65-Jährige, so wie es sich für einen höflichen "Englishman" gehört. Sting verzichtet in Uelzen auf eine aufgesetzte Charm- und Animationsoffensive. Stattdessen konzentriert er sich an diesem Abend auf seine Musik. Und die wirkt bei seinen Anhängern. Hört man sich im Uelzener Publikum um, schwärmen viele davon, dass sie Sting seit Jahrzehnten die Treue halten und ihn schon früher mit seiner Band The Police verfolgten.

Nach vier Liedern zum Auftakt, darunter auch "If I Ever Lose My Faith In You", stellt Sting den Uelzenern seinen Sohn Joe Sumner vor. Obwohl der Singer/Songwriter schon als Vorband zu hören war, meldet er sich nun nochmal zu Wort. "Mein Vater ist ein bisschen müde", sagt Sumner mit einem Augenzwinkern. Dafür, dass Sting an diesem Abend angeblich müde sein soll, liefert er unermüdlich einen Mix aus Hits vergangener Tage und Liedern seines neuen, insgesamt zwölften Solo-Albums "57th & 9th" ab. Sein Sohn Joe tourt in diesen Wochen mit seinem Vater durch Europa und darf auch in Uelzen nicht fehlen. Joes Stimme klingt phasenweise ganz wie die von Sting. Beide spielen Gitarre, Joe überzeugt zudem mit der Mundharmonika.

Mit bestuhlten Plätzen direkt vor der Bühne ist das so eine Sache. Für diejenigen, die sich ein Sitzplatzticket gönnen, scheint es eine komfortable Angelegenheit zu sein. Doch die Zuschauer, die im abgetrennten Bereich dahinter stehen, dürfte der Anblick von sitzenden Menschen nicht unbedingt zu sonderlich viel Bewegung motivieren. Und so dauert es genau elf Lieder, bis Sting das Uelzener Sitzplatzpublikum aus der Reserve gelockt und sein "SOS" gesendet hat. Zu den Klängen von "Message In A Bottle" erheben sich alle und tanzen zum Rhythmus des bekannten Hits von The Police. Auf die Frage, warum es so lange gedauert habe, bis direkt vor der Bühne getanzt wurde, antwortet eine Besucherin nur: "So sind wir Uelzener eben…"
 
Was zu Konzertbeginn nicht danach aussah, ist nun nach einer Stunde ein gewohntes Bild: Ein paar junge Erwachsene hüpfen immer wieder in die Höhe, während um sie herum Mittfünfziger und Mittsechziger eng umschlungen miteinander tanzen. Diejenigen, die das Konzert von den seitlichen Rängen verfolgen, sind ohnehin schon seit Längerem in Bewegung. Vereinzelt tummeln sich Männer mit schwarzen T-Shirts darunter. Auf ihrem Rücken steht "57th & 9th Tour" geschrieben.

Ein Lied darf auch in Uelzen nicht fehlen: "Roxanne". Während Sting die Zeile "You don’t have to put on the red light" (auf deutsch: "Du musst nicht das Rotlicht einschalten") singt, erstrahlt die Bühne in rotem Licht. Gegen halb zehn verschwindet die Sonne am Horizont. Mittlerweile hängen schwere Regenwolken über der Freiluftbühne, aber der Wettergott bleibt freundlich: Sting und seine Fans sollen heute nicht nass werden.

Als Zugabe spielt er drei weitere Titel, darunter auch "Every breathe you take". Als sich danach die ersten Besucher in Richtung Ausgang aufmachen, ertönt zu ihrer Überraschung mit "Fragile" eine weitere Zugabe. Das passt zu Sting: Er schickt seine Anhänger nicht mit rockigen, sondern melancholischen, nachdenklichen Tönen auf den Heimweg. Und während Sting davon singt, dass der Regen immer weiter fallen wird, sind seine Fans dankbar, dass dieser Regen heute nicht vom Uelzener Himmel fällt.

Veranstalter Ulrich Gustävel ist mit dem Abend sehr zufrieden. Schon vor dem Konzert bezeichnete er Sting als "Krönung" der bisherigen "Open R"-Geschichte in Uelzen. Während zum Konzert von Elton John im vergangenen Jahr rund 12.000 Tickets verkauft wurden, waren es bei Sting zwar etwa 3.000 weniger. Das liege aber auch daran, dass Sting Uelzen an einem Tag unter der Woche beehrt und nicht wie Elton John am Wochenende.

(c) NDR by von Ina Kast

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